Schön hier.

Ich habe einen richtig netten Oldie in meinen Notizen gefunden über die Poesie des Alltags. Die zuckerfarbene Büchse der Pandora. Das Gesetz des universellen Chaos. Dies, das, Ananas. Fünf Jahre alt und doch noch knackig. Bitteschön:

Wisst ihr wie toll es ist Kinder zu haben? Wenn die Babies krank sind und alle deshalb schlecht schlafen? Dann treffe ich morgens blöde Entscheidungen wie das noch müde Kleinkind vom Kindergarten abzumelden. Klingt harmlos. Ist es aber nicht! Es entwickeln sich im Anschluss Situationen, die man nur kennt, wenn man so dämlich ist Gremlins nach Mitternacht zu füttern.

Einer der Zwillinge kotzt ins Wohnzimmer, als ich kurz auf Toilette bin. Danach krabbeln beide in die Küche, um sich Alufolie um den Kopf zu wickeln. Luna verreibt sich ständig den Nasenschnodder im Gesicht und auf dem Laminat und Neo zieht überall Kabel raus und Nachttischlampen runter. Als ich den Zwillingen in der Küche Milch zubereite, sitzt Hannah im Kinderzimmer unterm Tisch und schmiert alles mit Linola ein. Der Teppich dort wird nie wieder unter trockener Haut leiden. Anschließend räumen sie alles, wirklich alles, vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer. Schleichtiere verursachen höllische Schmerzen, wenn man drauf tritt. Wusstet ihr das? Zwischen all dem Spielzeug finden sie blaue Kreide, die offenbar richtig gut schmeckt. Und zum Abschluss des Tages ist Hannah im Schlafzimmer auf Möbel geklettert, um an mein Mascara auf der hohen Kommode zu kommen und das Sofa im Wohnzimmer damit einzuschmieren. Es hat von nun an die schönsten Wimpern im gesamten Landkreis.

Kinder bereichern unser Leben, machen es bunter (oder schwarz wie mein Mascara von Lancôme) und schöner (sagt das Sofa). Ich kann mir ein Leben ohne Kinder gar nicht mehr vorstellen. Ich weiß auch gar nicht wie das ist ein sauberes Sofa und intakte Tapeten zu haben. Ist sicherlich langweilig, ne.

Ich geh jetzt weinen.
Leise. In Embryonalstellung.
Unten neben der Waschmaschine, die heute die vierte Runde läuft, weil die Bettwäsche die liebevolle Massage mit Schokolade nicht so gut verkraftet hat wie die Kleinsten vielleicht dachten.

Legosteine.

Ich erhalte öfter Nachrichten, dass der oder die eine oder andere gerne bei uns mal Mäuschen spielen würde. Um Himmels Willen! Nein! Ihr brecht euch sämtliche Knochen! Ihr klebt am Laminat fest oder rutscht aus. Häuser, in den kleine Kinder leben, sind mörderische Fallen. Nicht für die Kinder. Für die Eltern. Ausgebildete Agenten wären binnen fünf Minuten außer Gefecht gesetzt. Bleibt also mal schön in euren sicheren Wohnungen und Häusern.

Es ist wirklich nicht ohne, sich einen Haushalt mit Nachwuchs zu teilen. Das ist nicht ungefährlich. Es ist laut, bunt, unordentlich, voller Liebe, voller Streit und Missverständnissen. Voller Lachen und Weinen, Gummibärchen und Spaghetti. Es ist jeden Tag aufs Neue eine Büchse der Pandora, die irgendjemand schon vor dem ersten Kaffee öffnet.

Eines hat jeder Tag mit den anderen gemein: du wirst niemals das Chaos beherrschen. Es beherrscht dich. Für immer. Die pastellfarbenen, pampasgrasdekorierten Instagramwelten, in denen Mütter in klinisch sauberen, glänzenden Küchen Muffins und vierstöckige Torten backen und auf Tischen mit Platzsets aus Leinen anrichten, sind Träume! Das wird niemals passieren. Vergiss es einfach! Denn spätestens wenn du die Muffins zum Tisch bringen willst, fliegt unter lautem Gebrüll eine Actionfigur durchs Esszimmer und reißt dein Gebäck mit ins Verderben. Been there. Done that.

Egal wie oft du selbst Spielzeug wegräumst oder deine Kinder anhältst das zu tun, es bleibt immer Spielzeug liegen. Immer. Und das kann so unglaublich gefährlich werden. Gut, ich verneige ich mich inzwischen auch vor der Korrelation steigendes Elternalter zu Spielzeugunfällen. Aber ich bin sicherlich nicht die einzige Mutter auf der Welt, die dank des Spieltriebs ihrer Kinder zur Invalidin wird.

Ich habe meinen Mann schon häufig in der Küche oder dem Esszimmer semi-elegant grätschen sehen, wenn er kleine, feine Pfützen Wasser übersehen hat, die die Kinder durchs Haus haben tropfen lassen, weil sie im Kinderzimmer heimlich eine Strandbar für die Barbies eröffnet hatten. Spagat hat er inzwischen drauf. Fluchen und davon humpeln auch. Das können wir beide inzwischen gut. Aber nach fast zwei Jahrzehnten gemeinsamer Elternschaft ist das auch der geringste Anspruch, den ich an uns stelle. Fluchen mindert zwar die Unfallgefahr nicht. Es hilft allerdings Schmerzen zu veratmen. Ich schwöre.

Jeder und jede kennt den Schmerz, den Legosteine und Barbieschuhe verursachen, wenn man nachts barfuß drauf tritt. Wenn du innerlich schreist, um niemanden zu wecken, dir ein Tränchen aus dem Auge kullert. Das wird an sich ja nur noch getoppt, wenn du in der sicheren Dunkelheit deines Zuhauses auf eine Reißzwecke trittst. Das ist schön!

Wenn die drei kleinen Chaoten hier in ihren Zimmern wieder „The Day After Tomorrow“ oder „Armageddon“ gespielt haben, schiebe ich mir vor Einbruch der Nacht gerne eine Schneise durch das Bodendekor, um halt nicht schmerzhaft überrascht zu werden.

Blöd wird es aber, wenn deine Kinder in der Küche auf der einzigen Treppenstufe dort mit LEGOSTEINEN spielen und du mit einem Korb voller Wäsche um die Ecke kommst, diesen verfluchten gelben Stein nicht siehst und den Sturz deines Lebens hinlegst. Ich habe einen Salto geschlagen, sagt die Überlieferung. Ich habe Sterne gesehen. Und das dienstälteste Kind hat erstmal erschrocken nach offenen Brüchen an meinen Beinen gesucht, nachdem ich mich weinend und schreiend und leicht benommen wieder auseinandergepuzzelt hatte. Ich hatte meinen Meniskusfraktur seit Jahrzehnten gut im Griff. Jetzt warte ich die nächsten vier Wochen auf einen MRT-Termin, der das Ausmaß der neuerlichen Katastrophe ans Licht bringen soll, und hinke derweil übelgelaunt wie ein Pirat durch die Welt. Kennt man ja.

Wisst ihr, was mein kleiner, süßer Sohn in der Zwischenzeit macht? Er läuft vor mir her und streut wie ein Engel Legosteine aufs Parkett!

SelfCare. Haha.

Lasst uns mal über Selfcare reden. Selbstliebe bei Müttern. Sich kümmern. Um sich selbst. Den Körper, das Wohlbefinden, den Geist, die Seele. Das ganze stramm gestresste Paket. Und dabei wären wir ja schon beim Kern des Problems. Bei mir. Nehmen wir doch einfach mal mich als Beispiel. Das wird gut. Ich versprech’s.

Ich bin tatsächlich zu blöd, mich um mich selbst zu kümmern. Kann’s nicht. Hab keine Zeit. Irgendwas ist immer. Ach guck, schon so spät. Kümmer du dich doch!

Ich führe öfters solche Streitgespräche mit mir selbst. Beim Kochen oder Wäsche zusammenlegen. Wäsche falten ist ja mein Wellness. Ich war noch nie in einem Wellness Hotel, wüsste gar nicht, wie ich mich da verhalten muss. Meine Gedanken springen. Immerzu. Das ist ja auch irgendwie Sport. Und Sport ist Selfcare. Ihr seht, das hier könnte chaotisch werden. Also sortiere ich mich mal.

Mein Mann hat mir vor nicht allzu langer Zeit vorgeworfen, ich sei der einzige Mensch, den er kenne, der sich um alle anderen kümmert. Dann kam noch irgendeine Beschwerde, ich würde mich nie um ihn kümmern, aber das kann nicht sein, er lebt ja noch. Ich habe ihm dann entgegnet, alle anderen sind unsere Kinder und an dem Umstand sei er ja nun auch nicht unschuldig. Setzen wir da an.

Mir ist tatsächlich erst jetzt aufgefallen, dass mit jedem weiteren Kind die Zeit schneller rennt. Die Tage fließen ineinander über. Arzttermine und Elternabende wechseln sich ab mit Arbeit, Haushalt, Tomatenflecken und Mülltonnen vor die Tür stellen. Es gab eine Phase während meiner letzten Elternzeit, nachdem ich die Zwillinge entbunden hatte, in der ich wirklich Zeit hatte. Wenn die Babys schliefen, wenn der Haushalt ruhte. In der Zeit fing ich an Sport zu machen und stellte fest, dass mir das gut tut. Richtig gut. Am Ende bin ich Halbmarathon gelaufen und war in der Form meines Lebens. Da hat halt auch alles ineinander gegriffen: Schule, Kindergarten, Elternzeit. Die Familie lief „rund“ und ich konnte mir Zeit für mich nehmen. Und dann: Peng! Diagnose „Diabetes mellitus Typ 1“ bei meinem damals zwei Jahre alten Sohn.

Das hat einfach alles durcheinander gewirbelt. Das hat die Prioritäten nochmal neu verschoben und die täglichen Routinen außer Kraft gesetzt. Und so ist es geblieben. Ich fing wieder an in Teilzeit zu arbeiten und musste die Tage wieder neu planen. Dann kamen die ersten halbherzigen Lockdowns hierzulande, die vor allem auf dem Rücken der Kinder und Eltern ausgetragen wurden. On top die ersten handfesten Teenagerprobleme. Eine Konfirmation mitten in der Pandemie. Ein Jobwechsel des Gatten. Ein Abteilungswechsel von mir. Tanzschule. Eine Schuleinführung. Viele Termine bei Ärzten, Ämtern und Einrichtungen. Eine weitere Diagnose für unseren Sohn und die damit verbundene Aussicht auf noch mehr Termine. Die Suche nach einer geeigneten ergotherapeutischen und logopädischen Praxis. Es ist ein Hamsterrad. Das kennt ihr sicher. Du nimmst dir was vor… ne Stunde Sport, einen Wandteppich klöppeln, ne Pediküre oder einfach nur ein Mittagschläfchen. Und es klappt nicht. Ein Kind wird krank. Für eines musst du heute Fahrdienst spielen. Deine Mutter braucht deine Hilfe. Die Kinder streiten. Der Mann kommt später nach Hause. Und die Kinder streiten nochmal. Eine Tasse fällt runter. Eine Wand wird angemalt. Das Dach ist undicht. Im Keller steht plötzlich Wasser. Der Hund hat die gelbe Tonne umgekippt. Die Nachbarn machen Ärger. Die Hortensie geht ein. Deine Freundin versucht dich seit drei Wochen telefonisch zu erreichen und es klappt einfach nicht. Da stehen noch die Transportbehälter vom Caterer im Flur, die seit Montag zurückgebracht werden sollten. Und dein Sohn hat gerade mit einer Packung Teelichter die Fenster in seinem Zimmer angemalt und du weißt grad nicht wie du das sauber machen sollst, weil das Nudelwasser überkocht und die Jüngste ständig schreit, sie verhungere.

Irgendwas. Ist. Immer.

Wann nimmst du dir Zeit für dich? Nach der Arbeit und vor dem Kinder abholen, wenn die Wäsche weggeräumt werden müsste? Wenn du Anträge ausfüllst und Termine vereinbarst? Therapeuten oder Tanzschulen in deiner Nähe suchst? Darüber nachdenkst, was du heute Abend kochen wirst und dir dann aufgeht, dass du dafür noch einkaufen müsstest, bevor du die Kinder abholst? Wann? Wenn du Patchwork grad richtig zum kotzen findest? Wenn du alle Kinder abends endlich im Bett hast und vor Rückenschmerzen und Müdigkeit sterben könntest? Wenn der Kalender dich daran erinnert, dass heute noch ein Elternabend ansteht? Am Wochenende, wenn alle zu Hause sind und das Chaos seinen Höhepunkt erreicht? Ja, wann denn?

Ich hab festgestellt, dass es Sonntagnachmittags ganz gut aussieht. Wenn die Kinder grad ihre Zimmer zerlegen oder draußen lautstark die Nachbarschaft bespielen. Dann mahle ich mir Kaffee und schäume mir Milch auf, setze mich mit einem Stück Kuchen aufs Sofa und schaue den Vögeln auf dem Garagendach beim Balztanz zu. Kuchen ist nämlich auch Selfcare. Sag ich jetzt. Glaubt mir.

Ich könnte durchdrehen (durchdrehen)
Aber muss auf Kurs bleiben (Kurs bleiben)
Könnte mein Telefon durchbeißen (durchbeißen)
Ich wär gern in deiner Zeitzone, deiner Zeitzone, yeah


[Clueso: Flugmodus]

Photocredits: www.pexels.com

Ruhe.

Meine Ärztin schimpfte vor einiger Zeit mit mir, dass ich schon früher hätte kommen sollen, so eine stark vereiterte Angina hätte sie noch nie gesehen. Also gab es eine siebentägige Penicillinkur und Ruhe verordnet. Ruhe. Mit Kindern. Im Haus. Kennt ihr?

Ru·he

Rúhe/ Substantiv, feminin [die]

1a. [fast völlige] Stille; durch keine Geräusche o. Ä. gestörter Zustand
„eine wohltuende, friedliche Ruhe“

Ich fuhr mit den besten Absichten nach Hause. Als ich mir dort – zum gesund werden oder Nerven beruhigen (wer weiß das schon) – einen Tee kochte, nutzten die Zwillinge die Zeit, um im Klo zu spielen. Nicht im Bad, an der Toilette. In der Nähe davon. Nein, IM Klo. Mit den Armen drin und Wasserspritzern bis an die Decke. Lautstark protestierende Kinder duschen und das Bad sauber machen entspannen ungemein, müsst ihr wissen. Das muss diese Ruhe sein von der alle reden. Wenn du versuchst in einem heillosen Chaos klarzukommen, merkst du auch gar nicht wie stark das Halsweh ist und wie schlimm die Kopfschmerzen gegen die Schädeldecke hämmern. Krank sein mit Kindern ist unglaublich idyllisch. Licht und Liebe. Und Vogelgezwitscher.

Kurze Zeit später kämpften die jüngeren Schwestern um einen neuen Paw Patrol-Badeanzug. (Warum sich in diesem Haus nur ein Paw Patrol-Badeanzug befindet, entzieht sich meiner Kenntnis. So doof kann ja keiner bei mehr als einem Kind im Haushalt sein.) Die Jüngste verlor. Als Konsequenz schubste sie den unbeteiligten Bruder um. Ruhe potenziert. Um die Gemüter zu beruhigen, teilte ich Lollis aus. Der Frieden währte satte drei Minuten, schätzungsweise. Ein Lolli war offensichtlich bunter als der andere. Also wurde diese himmelschreiende Ungerechtigkeit erneut ausgekämpft. Die Jüngste verlor. Schon wieder. Zum zweiten Mal hintereinander. Und jetzt war ich schuld. Logisch. Das Kind war sauer auf mich und brüllte. Unterdessen tappste der Sieger zufrieden mit seiner Kriegsbeute davon, um kurz darauf mit einem Lolli im Haar schreiend wiederzukommen. Also Haare waschen – unter Quietschen und Kung Fu.

Richtig „leise“ wurde es, als ich den haarigen Lolli in den Müll warf. Wie konnte ich nur! Der war noch gut! Mama! Da sich jetzt zwei Kinder in einem nervlich völlig desolaten Zustand befanden, warfen sie sich gemeinsam jammernd auf mein Sofa, auf dem ich eigentlich liegen und gesunden sollte. Eine kleine Lady durchkreuzte singend im Badeanzug die Szenerie und den Kindern fiel unisono ein, was sie wollten: Paw Patrol gucken! Und plötzlich war… Ruhe! Kennt ihr?

Und der Tee, den ich mir gekocht hatte, war kalt.

Ru·he

Rúhe/ Substantiv, feminin [die]

1b. das Aufhören der Bewegung; Stillstand
“das Pendel ist, befindet sich in Ruhe. Stillstand“

Familienausflug. Warum.

Eigentlich, ja eigentlich, sollten wir es nach fast zwei Jahrzehnten Elternschaft besser wissen. Aber manchmal rennt man halt lachend und mit Schwung in eine Kreissäge. Oder plant einen Ausflug zum Freizeitpark mit den Kindern. Soll ja ein Spaß für die ganze Familie sein. Ist es aber nicht. Und ich erklär euch auch gerne weshalb. Jetzt.

In diesem Jahr kamen wegen unserem neuen besten Freund Corona (ach ehrlich, fick dich doch!) und dem Arbeitsplatzwechsel meines Mannes mitten im Sommer keine Familienferien infrage. Wir haben uns stattdessen gedacht, Tagesausflüge mit den Kindern sind doch auch ganz schön, haben uns auf die Schultern geklopft und zufrieden Chips gefressen… und hatten keine Ahnung wie doof wir doch sind.

Nach dem wir in den letzten Jahren schon im Freizeitpark Plohn und im Freizeit-Land Geiselwind mit den Kindern waren und es dort unglaublich viele Attraktionen für die Kleinen und Kleinsten gibt, wir uns dort richtig schön ausgepowert haben und Spaß hatten, dachten wir uns: „Ach komm, noch ne Runde! Das wird toll. Dieses Mal Belantis!“ Himmel, Arsch und Zwirn, wir sind echt nicht mehr zu retten. Zunächst einmal kaufst du Tickets für zwei Erwachsene und drei Kinder, die echt teuer sind. Dann planst du die Route. Kaufst Snacks und Getränke, packst die Rucksäcke, schmierst Brote und schneidest Äpfel. Packst Gesichtsmasken ein, Wechselkleidung und Kotztüten.

Bisschen lernfähig bin ich ja doch. Da unserer Jüngsten pünktlich bei Kilometer 10 schlecht wird und sie zum ersten Mal erbricht – auf sich, ihre Geschwister, die Kindersitze – habe ich in diesem Jahr Kotztüten gekauft und ins Auto gepackt. Konnte ja keiner damit rechnen, dass dann alle drei hinten im Auto mit den Köpfen über den Kotztüten sitzen und freudig darauf warten, dass sie losbrechen können. Nach fünfzig Kilometern haben wir dann zum ersten Mal die Tüten ausgetauscht. Begleitet vom lautstarken Lamento, wann wir denn endlich ankommen würden. Und überhaupt bin ich eine Kackamama, weil ich keine Chips eingepackt habe und überhaupt, jetzt ist dem Kind schlecht. Und da bist du noch gar nicht am Ziel angekommen und schon reif für die Insel.

Der nächste Supergau wartet dann am Parkeingang selbst, wir sind zehn Minuten zu früh dran, das Maskottchen hat die Parktore noch gar nicht geöffnet und wir stehen am Haupteingang und warten neben – ja, genau – dem Souvenirshop des Parks und alle drei Kinder wollen jetzt unbedingt eine Harry Potter-Puppe. Warum verkaufen die da Harry Potter-Kram? Der Zaubertyp kommt im gesamten Park nicht einmal vor. Warum machen die sowas? Hassen die Eltern?

Bevor der Marder, der Biber, was weiß ich, den Park feierlich mit Fanfaren öffnen und das große Schloss am Tor aufschließen konnte, haben sich unsere Kinder, wie kann es auch anders sein, am Schloss zu schaffen gemacht und es geknackt. Aufgeregte Parkmitarbeiter incoming! Schön, schön.

Wusstet ihr, dass man einen ganzen Tag stehend und wartend vor einem kleinen, langsamen Kinderkarussell verbringen kann? Hinter dir die Bimmelbahn, auf dem ein Kind ständig schreit „Stopp! Ich bin weit genug gefahren!“. Gegenüber das Baby-Kettenkarussell, das einsam seine Runden dreht, weil alle auf die Ponys am – richtig – Kinderkarussell wollen vor dem wir gefühlt 34 Jahre warten, bis der Park schließt oder zu Staub zerfällt. Zwischen den einzelnen Themenwelten strategisch günstig Spielbuden aufgebaut, an denen man grotesk große, hässliche Kuscheltiere gewinnen kann… Freizeitparkbetreiber hassen Eltern, oder? Oder?! Und rund um diese Spielbuden lautstarkes Gequengel, dass man jetzt auf der Stelle so ein Kuscheltier gewinnen muss. Und nein. Ach guck, Pommes! Dann die! Oh, ein Kind muss aufs Klo. Okay. Suchste eine Toilette. Bist fertig. Muss das nächste Kind dringend Pipi. Wenn du dir also nicht gerade vor einem Karussell die Beine in den Bauch stehst, wartest du vor einer Toilette auf dein Kind. Oder feuerst es an, wenn es auf der Kinder-Achterbahn mit 20cm/h Fahrt aufnimmt. Dazwischen sagst du „Nein.“ Dann stehst du wieder für Pommes an. Und wenn du Glück hast, ist die nächste Attraktion wieder erst ab 1,40m Körperhöhe zugelassen und du drehst wieder um zum Karussell. In ein paar Jahren und schätzungsweise 20cm Wachstum nehmen wir den nächsten Anlauf, dann lohnt sich das. Der Nervenaufriss, das Eintrittsgeld, die Anfahrt. Die Kotztüten. Dann sind die in der Zahnspangenpubertät und dann wird es gleich nochmal lustiger.

Was ich damit eigentlich sagen will: guckt vorher genauer nach, ob der Park auch was für kleinere Kinder ist, sonst guckt ihr halt einen Tag zu wie sich Ponys im Kreis drehen. Irgendwann lernen wir das auch noch.

Ich schnippel dann auch kein Obst mehr oder schmier Brote, die habe ich abends zu Hause wieder ausgepackt. Waren wie neu. Bisschen durchgezogen und geruchsintensiv. Aber die Bifi Rolls und die Gummibärchen waren alle. Vorbildlich!

P.S. Was ich euch aber uneingeschränkt empfehlen kann: Freizeit- und Erholungspark Possen. Für 7 Euro, können eure Kindern den ganzen Tag auf einer riesigen Hüpfburgenlandschaft herumspringen. Dort gibt es ein Tiergehege mit Braunbären, Rehen, Wildschweinen und den hier bekanntermaßen beheimateten Geparden. Es gibt einen Indoorspielplatz, Puppentheater und einen Streichelzoo. Es gibt einen Kletterwald für Große und einen für Kleine (beide gebührenpflichtig). Man kann dort Natur erleben und auf den Possenturm hochsteigen. Nach dem Freizeitpark Belantis haben wir die drei Kleinsten hoch auf den Possen gekarrt, Bänder für die Hüpfburgen gekauft, uns einen Kaffee geholt und uns die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Das war schlau.

Fotos: www.pexels.com

Wir haben Corona

Alles einsteigen! Einmal Eintrittskarte lösen für SARS-CoV-2! Hatten wir nicht vor, hat aber leider geklappt. Hier kommt unser kleines Corona-Tagebuch. Mit freundlichen Grüßen aus übertragungsfreien Räumen wie Kindergärten, denn die Ansteckungen finden ja bekanntermaßen vorrangig im privaten Umfeld statt. Und wer erkannt hat, dass das jetzt sarkastisch gemeint war, ist hier genau richtig. Geht los.

Am Tag meines Impftermins fühlte ich mich nicht wirklich wohl und dachte mir, dass es ganz nett sei, einen Schnelltest zu machen, bevor ich ins Impfzentrum fahren würde. Nach dem relativ erschütternden Schnelltest hab ich dann einfach mal den Termin abgesagt und die Kinder durchgetestet. Wenige Tage zuvor wurden die drei Kindergartenkinder vom Gesundheitsamt in Quarantäne gesteckt, weil es in ihrer Gruppe ein positiv getestetes Kind gab. Da wir gerne mal was gewinnen, hat mein Sohn den Jackpot abgeräumt und sich das Coronavirus gesichert. Das zeigte uns das Ergebnis seines PCR-Tests zwei Tage später.

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Entspann dich doch mal.

Es gibt nach 40 Jahren in diesem Leben nicht mehr viele Dinge, die mich entspannen können. Seit 16 Jahren heiße ich nur noch Mama. Und seit ebenso vielen Jahren bin ich unterschwellig völlig unentspannt, weil ich an tausend Dinge gleichzeitig denken muss und gar nicht mehr weiß, wie man sein Hirn einfach mal runterfährt. Leere im Kopf muss schön sein.

Hab’s mit Wein versucht. Hilft nicht. Hab’s mit Zigaretten versucht, stinkt bloß. Hab’s mit Joggen versucht. Leute! Man riecht am Ende nach plattgewalztem Aas am Straßenrand. Hab’s mit Lesen versucht. Wenn dir dreimal das verdammte Buch auf die Nase gefallen ist, hast du da auch keinen Bock mehr. Am Zeichentisch sitzen ist auch nur bedingt erholsam, weil in der Zwischenzeit die drei Kleinsten wie ein Heuschreckenschwarm durch das Haus ziehen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Es ist nicht einfach. Ehrlich. Selbst Nervennahrung entspannt nicht mehr, weil da immer drei kleine Kröten vor mir stehen und auch was haben wollen. Und da ich das Schokolade und Chips essen deshalb auf die Zeit gelegt habe, in der die Kinder wirklich, wirklich schlafen und das Rascheln der Chipstüte nicht mehr hören, futtere ich zu spät und zu viel und habe mir einen hübschen Rettungsring um die Hüfte zugelegt. Polstert gut. Lässt aber Jeans platzen. Naja.

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Mama fastet

Wenn ich das vergangene Jahr in meinem Lebenslauf erwähnen müsste, würde dort „Fressen und Jogginghosen kaufen“ stehen. Ich habe tatsächlich so lange keine Jeans mehr angehabt, dass ich bisweilen gar nicht wusste, in welchem Schrank die liegen. Als ich dann tatsächlich mal eine Jeans anziehen musste, war das – nunja – Erstaunen groß, dass sie zu klein ist.

Da hab ich mich drei Jahre mühsam mit Low Carb und Sport auf einen gesunden BMI heruntergearbeitet und dann hab ich mich in einem Jahr wieder aus allem rausgefressen. Mir ist völlig unklar wie das passieren konnte, immerhin war es scheinbar lecker. Es ist aber auch ein Elend, dass man in einem Haus mit Kindern durchaus Süßigkeiten im Schrank hat. Daher wird der Weg zurück in meine Hosen sicher nicht im gleichen Maße angenehm. DENN ICH WEISS JA WO DER SÜSSKRAM LIEGT! Und damit ich dran bleibe, nehme ich euch einfach mit. Fangen wir an: mit Fasten!

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Corona. Chaos. Cola. Chips.

Na, liebe Eltern, wie geht es euch? Seid ihr auch so unglaublich tiefenentspannt wie ich nach drei Monaten Homeoffice, Homeschooling und Heimbetreuung quirliger, kleiner liebenswerter Kindergartenkinder? Habt ihr auch jede, wirklich jede Facette des integrativen Familien- und Arbeitslebens so schätzen und lieben gelernt wie ich? Möchtet ihr jetzt auch gerne mal für ein paar Tage in die Berge fahren und Steine anbrüllen? Ja? Nein? Ja.

Junge, Junge, was war ich naiv, als am 13. März 2020 (ein Freitag, wie passend) verkündet wurde: „Hallo Leute! Wir machen Schulen und KiTas dicht wegen Corona und kleiner Virenschleudern. Ihr packt das schon. Tschüss!“ Was haben wir Muttis im Büro gelacht. Endlich Homeoffice! Was haben wir gelacht. Lockdown. Homeoffice. Jogginghose. Das wird prima. Hahaha.

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_1st_ Diaversary

Der März ist ein ganz besonderer Monat. Ein warmer Frühlingshauch liegt in der Luft. Frisches Grün bricht sich auf Wiesen und Feldern bahn. Die ersten zarten Blüten lassen sich blicken. Und für uns ist es der Monat, in dem sich bei meinem kleinen Sohn Diabetes mellitus Typ 1 manifestierte. Und ich damals nicht wusste, ob wir das schaffen würden.

Vor einem Jahr ging ich mit einer ganz blöden Vorahnung zum Kinderarzt und heute ist es unser Alltag: Blutzucker messen, Kohlehydrate ausrechnen, Insulinfaktoren bestimmen, Spritzen setzen. Wenn ich an den Schock denke, den uns der 08. März 2019 eingebracht hat und überlege wie gelassen wir heute mit der Diagnose umgehen und leben, dann bin ich schon ein kleines bisschen stolz.

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