Kinder sind Gremlins

Wisst ihr, wie toll es ist Kinder mit Rotznasen und Husten zu haben? Wenn die Kleinsten krank sind und alle deshalb schlecht schlafen? Dann treffe ich morgens blöde Entscheidungen – wie das noch müde Kleinkind vom Kindergarten abzumelden. Ach, die anderen beiden ja auch. Soll ja lustig werden. Klingt harmlos. Ist es aber nicht! Es entwickeln sich im Anschluss Situationen, die man nur kennt, wenn man so dämlich ist Gremlins nach Mitternacht zu füttern.

Einer der Zwillinge kotzt mein Müsli ins Wohnzimmer, als ich kurz im Bad bin. Wollte ich zwar essen, eignet sich aber wohl besser als Trittschalldämmung. Danach ziehen beide weiter in die Küche, um sich Alufolie um den Kopf zu wickeln, die der Papa in der morgendlichen Eile in durch Hocker stapeln erreichbarer Höhe auf der Arbeitsplatte liegen ließ. Zwilling 1 verreibt sich ständig den Nasenschnodder im Gesicht und auf dem Laminat und den Wänden und Zwilling 2 zieht überall Kabel raus und Nachttischlampen runter. Als ich den beiden in der Küche etwas zu trinken gebe, sitzt die Vierjährige derweil entspannt im Kinderzimmer unterm Tisch und schmiert alles mit Linola ein. Der Teppich dort wird nie wieder unter trockener Haut leiden.

Anschließend räumen die “Drillinge” alles, wirklich alles, vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer. Wie eine beschwipste Ameisenkolonie. Schleichtiere verursachen höllische Schmerzen, wenn man drauf tritt. Wusstet ihr das? Zwischen all dem Spielzeug finden sie blaue Kreide, die offenbar richtig gut schmeckt. “Braveheart” haben sie zwar nie gesehen, aber die Visagisten könnten sich noch heute gute Tipps bei meinen Kindern holen.

Während ich mit den Zwillingen diskutiere, dass es doch einfacher wäre, das Spielzeug im dafür vorgesehenen Raum zu lassen, klettert die Vierjährige im Schlafzimmer über diverse Möbel, um an mein Mascara auf der hohen Kommode zu kommen und das Sofa im Wohnzimmer damit einzuschmieren. Es hat von nun an die schönsten Wimpern im gesamten Landkreis. Für immer. Geht nicht raus. Was soll’s. Passt nun wunderbar zu meinem ehemals cremefarbenen Bürostuhl, den jetzt expressionistische Werke zieren, die liebevoll mit Papas wasserfester Edding-Sammlung angebracht worden sind. Jackson Pollock würde applaudieren. Die Edding Marker standen übrigens auf dem höchsten Regal im Büro. Aber hey! Wenn man einmal die hohe Kommode im Schlafzimmer erklommen hat, ist das Regal überm Schreibtisch ein Klacks.

Kinder bereichern unser Leben, machen es bunter (oder schwarz wie mein Mascara von Lancôme) und schöner (sagt das Sofa). Ich kann mir ein Leben ohne Kinder gar nicht mehr vorstellen. Ich weiß auch gar nicht wie das ist ein sauberes Sofa und intakte Tapeten zu haben. Ist sicherlich langweilig, ne. Aber vielleicht machen die Monster (eh, Kinder) ja gleich Mittagsschlaf, dann kann ich kurz aufräumen (Schnaps trinken) und die Füße hochlegen (weg rennen).

Ich geh jetzt weinen.
Leise. In Embryonalstellung.
Unten neben der Waschmaschine, die heute bereits die dritte Runde läuft, weil die Bettwäsche die liebevolle Massage mit Schokolade nicht so gut verkraftet hat wie die Kleinsten vielleicht dachten.

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9 Kommentare

  1. Herrlich ehrlich und mit soviel Witz und Herzblut erzählt. Ich fühle Dir nach!
    Kopf hoch, es wird noch schlimmer.

  2. Mittagliche Lektüre über dein bzw euer Leben mit euren Zwergen und die Einsicht das mein Sohn defenitiv Einzelkind bleibt lassen mich gerade lächeln….Womöglich eher gerade laut lachen…
    Bleib/t stark

    1. Ach, komm. Je mehr Kinder, desto lustiger! 😀

  3. Hm, habe ich irgendwas “falsch” gemacht? Meine Kinder (5+2+2) sind noch nie auf solche Ideen gekommen. Wobei ich auch immer wieder belächelt werde, dass ich die Zwillinge möglichst wenig aus den Augen lasse und unser Großer zum Glück ein Lamm ist.
    Oder vielleicht liegt es daran, so habe ich mich gelesen, dass die Kinder immer so anstrengend sind, wie Mama es gerade noch aushalten kann. 😉

    1. meine Mutter hat mich einst mit den Worten verflucht: “Kind, ich wünsche dir nichts Böses, nur ein Kind, das nach dir kommt.” – Zack! Kannste nix mehr machen. Und Oma sagte immer: “Leidensfähigkeit gehört zum Leben dazu.” – nun hab ich den Salat.

  4. Schön, dass du uns an diesem “ganz normalen Wahnsinn” mit Kleinkindern teilhaben lässt, der für nicht betroffene tatsächlich lustig zu lesen ist. Aber solche oder so ähnliche Geschichten haben wir Mütter wahrscheinlich alle schon mal erlebt ‍♀️
    Da ist es mit meinen Pubertieren fast schon langweilig, weil sie fast nur mehr zum Essen und Motzen aus ihren Zimmern kommen……

    1. Das Teeangerverhalten unterschreib ich so. Die kommen aber meist gar nicht aus dem Zimmer raus, weil sie sich die Tür durch Dreckwäscheberge blockieren. xD

  5. Schön zu lesen, dass nicht nur hier der Wahnsinn auf Minifüßen unterwegs ist.
    Dein Blog hilft doch ungemein zu reflektieren, was man jeden Tag durchlebt. Im Nachhinein kann ich doch nur jedem raten: Hände weg vom kurzen Altersabstand
    Dagegen war das erste Jahr mit Grundschulkind, Baby und Kleinkind ein Klacks. . Warum müssen Kinder laufen und sprechen lernen?

    Ich fühle mit dir. Danke für deine ehrlichen und erfrischenden Worte ❤️

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