Vor einigen Tagen sagte mir eine Frau aus unserem Ort, dass sie mich für meine Nerven bewundere. Sie würde mich oft mit den drei Kleinen sehen und sich fragen, wie ich das schaffe.

Hm, wie schaffe ich das? Long story short: Gar nicht. Ich habe keinen Plan. Null. Ich weiß nicht wie es geht. Keine Ahnung, was diese ganzen Kinder hier ständig von mir wollen. Das verschwimmt ab 8.00 Uhr morgens zu einem einheitlichen Lärmbrei. Denn zu den drei Kleinkindern kommen noch zwei Teenager und diese Mischung ist hochexplosiv. Kurz nach Mitternacht kam heute der erste zu uns ins Bett gekrabbelt. Bis kurz nach sechs lagen drei Kleinkinder kreuz und quer in unserem Bett. Eltern können ja durchaus auf den Bettkanten schlafen, was sind die auch so blöd und kaufen sich bloß ein 1.80m breites Bett. Gegen 7.30 Uhr ging das morgendliche Ritual los: Der erste wird wach und haut den nächsten auf den Kopf. Geschrei. Treten. Alle wach. Bis zum Frühstück hatten die drei Kleinsten das Wohnzimmer zerlegt und die große Tochter saß mit finsterer Mine am Tisch, weil ich – na klar – dafür verantwortlich bin, dass die Gummis für ihre Zahnspange weg sind. Nach dem Frühstück kam ich auf die Schnapsidee, Bilder zu bearbeiten und einen Bericht zu schreiben über das Konzert, auf dem ich gestern Abend war. Dabei habe ich – ganz Anfänger – nicht registriert wie verdächtig still es war. Die Jüngste hat die Chance genutzt, sich komplett ausgezogen und den Weg zum Schicksalsberg auf sich genommen. Was heißen soll: Sie ist über das Hochbett auf den Wickeltisch geklettert, wo ein Regal angebracht ist, auf dem der heilige Gral steht – die Penatencreme.

Das gute Kind hat die Penatencreme großzügig auf dem Hochbett, der Bettwäsche und ihrem Bauch verteilt. Als ich Depp endlich merkte, dass da was im Busch ist und ins Kinderzimmer ging, ergriff sie reflexartig die Flucht und schmiss sich mit ihrem Penatencreme-Prachtbauch aufs Sofa. Und die Kissen. Und die Decken. Ein Traum! Nach dem ich das Bett abgewaschen und abgezogen hatte und alles in die Waschmaschine gepackt hatte, hab ich mir den nächsten Fauxpas geleistet und bin kurz ins Bad… Wie lange lasst ihr eigentlich eure Weihnachtsbäume stehen? Neujahr? Heilige Drei Könige? Oder bis die Kleinkinder beschließen mit den Christbaumkugeln Fußball zu spielen? Ich habe also am 30. Dezember bereits den Weihnachtsbaum abgeschmückt, da er nach der Attacke von drei wildgewordenen Rotzgören (ja, meine) weder Nadeln noch Kugeln hatte. Weil das alles auf völliges Unverständnis stieß. hat die Jüngste beschlossen alle Jacken, die sie finden konnte in die untere Etage zu werfen. Spart den Teppich im Flur. Weil ich dann so doof war, das Haus zu verlassen, um meine große Tochter zu ihrer besten Freundin zu fahren, musste ich schlichtweg damit rechnen, dass im Kinderzimmer alle Schubladen ausgeräumt und alle Duplosteine aus ihren Kisten gekippt wurden. Was soll ich sagen? They did it! Als Zugabe haben sie den LED-Schlauch, den der Papa in liebevoller Kleinarbeit am Hochbett befestigt hat, damit die Kinder auch abends tolles Licht haben, aus den Halterungen gezerrt und irgendwo einen Kabelbruch verursacht. Der leuchtet jetzt nur noch halb. Das Weihnachtsgeschenk der Oma haben sie bei der Gelegenheit auch gleich zerlegt. Hier werden keine halben Sachen gemacht.

Und weil der Papa heute Abend gekocht hat, konnte ich das Hochbett frisch beziehen und das Kinderzimmer wieder aufräumen. Konnte ja keiner ahnen, dass sie währenddessen das Besteck vom bereits gedeckten Esstisch klauen und elegant die Soße, die auch schon auf dem Tisch stand, umrühren. Braune Soßenkleckse sind eine formidable Tischdeko! Ich weiß, dass die sich jetzt den ganzen Abend gegenseitig aufdrehen und ich am Ende mit den Kampfhähnen wieder im Bett liege, ohne einen Film auch nur ansatzweise gesehen zu haben. Aber wer braucht schon Entspannung? Heißer Kaffee am morgen wird auch überschätzt. Trinkt sich besser kalt, wenn man die Kinder zwischenzeitlich dreimal wieder anziehen musste, weil es ja so viel toller ist, im Winter im Badeanzug durch die Bude zu rennen.

Nerven? Hab ich nicht.

Mein Ruhepuls ist 180. Ich lebe mit fünf Kindern.

Und jetzt haut mir ab mit eurer Sonntagmittagkaffeekränzchenidylle auf Instagram. Die gibt es nicht!

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