Corona. Chaos. Cola. Chips.

Na, liebe Eltern, wie geht es euch? Seid ihr auch so unglaublich tiefenentspannt wie ich nach drei Monaten Homeoffice, Homeschooling und Heimbetreuung quirliger, kleiner liebenswerter Kindergartenkinder? Habt ihr auch jede, wirklich jede Facette des integrativen Familien- und Arbeitslebens so schätzen und lieben gelernt wie ich? Möchtet ihr jetzt auch gerne mal für ein paar Tage in die Berge fahren und Steine anbrüllen? Ja? Nein? Ja.

Junge, Junge, was war ich naiv, als am 13. März 2020 (ein Freitag, wie passend) verkündet wurde: “Hallo Leute! Wir machen Schulen und KiTas dicht wegen Corona und kleiner Virenschleudern. Ihr packt das schon. Tschüss!” Was haben wir Muttis im Büro gelacht. Endlich Homeoffice! Was haben wir gelacht. Lockdown. Homeoffice. Jogginghose. Das wird prima. Hahaha.

Nach drei Monaten Rundum-Betreuung zu Hause, Arbeit und Haushalt, komme ich zu dem Schluss: Das ist so nicht gewollt von der Natur. Das kann gar nicht sein. Ich bin echt kurz davor meinen Nachwuchs aufzufressen. Die riechen ja wirklich jede Schwachstelle, finden jeden Flatternerv und wissen, wie sie Mamas Puls ohne Koffein beschleunigen können. Diese kleinen diabolischen Kopien meiner selbst nutzen jede unbeobachtete Minute, um das Haus auf den Kopf zu stellen. Ich hatte an manchen Tagen absolut keine Lust, das Büro zu verlassen, dessen Tür ich mitunter mit einem Bein zuhalten musste, um kurz in Ruhe mit meiner Chefin telefonieren zu können, während draußen drei kleine Gremlins anklopften, die kurz vorher das Kinderzimmer in Schutt und Asche gelegt hatten. Und jetzt halt ihr Spielzeug unter den Trümmern nicht mehr wiederfinden konnten.

Die Tage liefen ja auch im immer gleichen Murmeltiertag-Muster ab. Man konnte den Wecker danach stellen. Keine Abweichungen vom Protokoll. Zu keiner Zeit. Nie allein, nie Ruhe. Nie normal. Wer kennt’s?

Kinder schlafen.
Kinder wachen auf.
Kinder sind hungrig.
Kinder essen.
Kinder spielen.
Kinder sind nach fünf Minuten genervt vom Spielen.
Kinder sind nach zehn Minuten genervt voneinander.
Kinder schreien.
Kinder rennen in unterschiedliche Richtungen und werfen dabei wahllos Spielzeug aneinander vorbei.

Kinder sind hungrig.
Kinder essen.
Kinder schauen fern.
Kinder mögen das TV-Programm nicht.
Kinder crashen die Telefonkonferenz.
Kinder schreien.
Kinder streiten.
Kinder weinen.
Kinder sind hungrig.
Kinder sind müde.
Kinder wollen nicht schlafen.
Kinder sind hungrig.
Kinder wollen das Abendbrot nicht essen.
Kinder sind müde.
Kinder sind überdreht.
Kinder wollen nicht schlafen.
Kinder schlafen.
Mama trinkt ein Glas Wein.
Mama trinkt noch ein Glas Wein.
Mama isst Schokolade.
Mama isst Chips.
Mama passt nicht mehr in ihre Hosen.
Nächster Tag.

Ich vermag gar nicht auszudrücken, wie sehr dieser Lockdown an den Nerven gezehrt hat. Das erste Mal im Büro arbeiten gehen, war wunderbar. Niemand, der ruft, dass er mit kacken fertig ist. Niemand, der schreit, der andere sei doof. Niemand, der ohne Hosen singend am Büro vorbeirennt. Niemand, der sich mit surrendem Dosenöffner neben mich stellt, während ich versuche den Informationen in der Webkonferenz zu folgen. Niemand, der den dritten Elsa-Kostümwechsel des Tages fordert, während ich meine Arbeitszeiten online erfasse. Niemand, der minütlich durch die Tür ruft “Wann gehen wir auf den Spielplatz, Mama?” Niemand, der pausenlos “MAMA!” schreit. Nur Erwachsene, Mütter, Väter, die dankbar im stillen Großraumbüro vor ihrem Rechner sitzen und für ein paar Stunden kein Klingeln im Ohr haben. What a time to be alive! Ich lache zwar immer noch, aber inzwischen leicht hysterisch. Haha.

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2 Kommentare

  1. Meine Jungs sind zwar schon gross, aber das war nicht wesentlich besser! Drei „Männer“ daheim und ich, weil mit Patienten am Arbeiten, mein Arbeitgeber eine Weile schliessen musste….. Ich dachte, nach dem Aufräumen ALLER Schränke und Schubladen (inkl. Keller) ….. an Flucht …. Der Hund wurde täglich unendlich mal von mir Gassi geführt ( die konnte echt nicht mehr ) und ich habe ehrlich Hochachtung vor allen Müttern mit kleinen Kindern! Ob meine irgendetwas für Schule oder Studium gemacht haben in dieser Zeit, das entzieht sich meiner Kenntnis! Aber mein Leben war und ist vergleichsweise easy mit dem im Vergleich mit kleinen Kindern! Das Plus: Hurra, wir leben noch und haben uns nicht gegenseitig umgebracht, und wir haben uns alle lieb ❤️

    1. Gesundheit ist derzeit eh so viel wichtiger als die Nerven von Eltern 😉

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